Insights - Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln
13. Juli 2023Die Rückverfolgbarkeit von Produkten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Nicht nur im Lebensmittelhandel gehört das Thema seit Jahren auf die Agenda. Auch für Verbraucher und insbesondere für unsere Kunden aus der Gastronomie bietet ein direkter Einblick in Herkünfte, Produktions- und Vertriebsprozesse große Vorteile.
Restaurants, Cafés oder andere gastronomische Betriebe können die Informationen jederzeit nutzen, um sicherzustellen, dass die verwendeten Produkte den Anforderungen und Erwartungen entsprechen.
Zudem lassen sich problemlos Informationen über Herkunft und Aufzucht des Produkts in der Kundenkommunikation, z.B. auf der Speisekarte integrieren. Wie das mithilfe eines zeitgemäßen Informationssystems und einfachen Zugangscodes funktioniert, verraten Ihnen unsere beiden Expertinnen im Interview. Zudem erklären wir unser digitales Rückverfolgbarkeitssystem „PRO TRACE“ und haben wieder einige spannende Facts & Figures zum Thema zusammengestellt. Viel Spaß beim Lesen!
„Unsere Kunden schätzen Produktinformationen in Echtzeit”
Insbesondere bei ultrafrischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten ist das Thema Rückverfolgbarkeit für METRO als internationalem Großhändler von großer Bedeutung. Aus diesem Grund hat METRO bereits vor Jahren damit begonnen, eine Infrastruktur für die Rückverfolgbarkeit aufzubauen, die auch digitale Tools umfasst. Drei Länder – Deutschland, Frankreich und Österreich – sind Vorreiter und verwenden ein Tool namens PRO TRACE.
Wir sprechen mit zwei Expertinnen auf diesem Gebiet, die uns einen Einblick in die Ziele, die Vorteile und die Implementierung digitaler Tools zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln geben: Britta Gallus, Corporate Responsibility and Public Policy METRO AG, und Severine Caron, Quality Assurance METRO France.
Was bedeutet „Rückverfolgbarkeit" für den Großhandel? Was sind die wichtigsten Ziele der Rückverfolgbarkeit in unserer Branche?
Britta: Im Lebensmittelgroßhandel bedeutet Rückverfolgbarkeit kurz gesagt die Fähigkeit, Lebensmittel entlang der Lieferkette zu verfolgen und zuverlässige Produktinformationen sicher weiterzugeben. Eines der Hauptziele der Rückverfolgbarkeit ist es, Kunden mit spezifischen Produktinformationen zu versorgen. Daher ist das Thema für uns von großer Bedeutung und wir bei METRO haben die Initiative ergriffen, um ein modernes und robustes System dafür zu entwickeln.
Was die Gesetzgebung innerhalb der EU betrifft, so gibt es mit der Lebensmittel-Basisverordnung seit Jahren eine gesetzliche Grundlage für die Rückverfolgbarkeit. Rückverfolgbarkeit ist Gegenstand weiterer gesetzlicher Regelungen, wie z.B. in der EU-Fischereikontrollverordnung. In diesem Zusammenhang spielt die Rückverfolgbarkeit eine wichtige Rolle bei der effizienten Rücknahme und dem Rückruf von Lebensmitteln, wenn dies erforderlich ist, und trägt zu einer nachhaltigen Beschaffung von Lebensmittelressourcen bei.
Digitalisierung ist auch hier ein wichtiger Faktor. Inwiefern können digitale Tools helfen?
Britta: Digitale Lösungen für die Rückverfolgbarkeit machen den Zugriff auf die Daten und deren Verarbeitung einfacher und zuverlässiger. Entscheidend ist auch, dass die Datenintegrität während der gesamten Reise des betreffenden Produkts erhalten bleibt. Digitale Systeme ermöglichen Zugriff in Echtzeit auf präzise und robuste Daten.
Dies wäre nicht möglich, wenn die Daten weiterhin auf Papier erfasst und entlang der Lieferkette „von Hand zu Hand“ weitergegeben würden. Um den Erfolg und die Effizienz der digitalen Rückverfolgbarkeit sicherzustellen, ist es jedoch entscheidend, einen harmonisierten Rahmen und abgestimmte Formate für den Datenaustausch anzuwenden. In der Praxis wendet METRO die GS1 Standards für die digitale Rückverfolgbarkeit an, und unterstützt die internationale Organisation GDST (Global Dialogue on Seafood Traceability).
Wie läuft der Prozess in der Praxis ab?
Britta: Das digitale Tool für die Rückverfolgbarkeit, das wir derzeit in Deutschland, Frankreich und Österreich für Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte verwenden, heißt PRO TRACE – und es sind hauptsächlich drei Akteure an diesem Prozess beteiligt: der Lieferant, METRO und der Kunde. Der Lieferant ist verantwortlich für die Bereitstellung von Daten über die Herkunft des Produkts und seine Herstellung.
Diese Informationen werden in die METRO Datenbank hochgeladen. Auf dieser Grundlage kann der Kunde durch Scannen des PRO TRACE-Codes auf der Verpackung auf die Informationen zugreifen und eine fundierte Kaufentscheidung treffen. Im Hintergrund arbeiten verschiedene Abteilungen von METRO eng zusammen, um die Integrität, Zuverlässigkeit und Transparenz der PRO TRACE-Daten zu gewährleisten.
Wie sieht das bei METRO Frankreich aus?
Severine: Bei METRO Frankreich wird PRO TRACE für die Kategorien Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte sowie Obst und Gemüse eingesetzt. Der Grundgedanke ist, unseren Kunden Informationen über die Herkunft und Herstellung der Produkte zur Verfügung zu stellen. Bei Fleischprodukten zeigt PRO TRACE, wo das Vieh geboren wurde, wo und wie es aufgezogen wurde.
Bei Obst und Gemüse können die Kunden dank der beigefügten GPS-Daten und der vom Erzeuger zur Verfügung gestellten Bilder der Anlagen das Produktionsgebiet und den Standort der Verpackungsstation sehen. In Frankreich müssen die Kunden lediglich den PRO TRACE-Code mit der Kamera ihres Mobilgeräts scannen, dann wird die Produktinformationsseite auf dem Bildschirm geladen.
Wie Britta sagt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Lieferanten und METRO zusammenzuarbeiten, um die Qualität und Zuverlässigkeit der Produktdaten zu gewährleisten, damit unsere Kunden beim Kauf der Produkte darauf zugreifen können.
Die Daten sind also entscheidend – wie stellen Sie die Datenintegrität sicher?
Britta: Nehmen wir wieder PRO TRACE als Beispiel. Im Zentrum dieser digitalen Lösung steht eine Datenbank namens PIER (PROTRACE Inhouse Event Repository), die von METRO gehostet wird. PIER basiert auf dem globalen Datenaustauschstandard EPCIS (Electronic Product Code Information Services) von GS1. Sobald Lieferanten Informationen in diese Datenbank hochgeladen haben, sind die Daten unveränderbar und gelten als „sicher". Aber Severine kann uns bestimmt mehr über die Daten erzählen, die in PRO TRACE enthalten sind.
Severine: Sehr gerne. Bei METRO Frankreich haben wir zwei Optionen für die Dateneingabe. Die erste basiert auf dynamischen Daten, bei denen die Hersteller Informationen zu jeder Produktionscharge in die PIER-Datenbank hochladen. Auf diese Weise können unsere Kunden auf die aktuellsten Informationen über die einzelnen Chargen zugreifen und haben so einen guten Überblick über die Produkte, die sie bei uns kaufen. Die zweite Option ist die Verwendung fester Daten: Hier beschreiben wir verschiedene Schritte innerhalb des Produktprozesses. Außerdem fügen wir Informationen über die Herkunft mit der Markierung auf der Karte hinzu. Für beide Optionen ist PRO TRACE eine sehr gute Lösung, um unseren professionellen Kunden einen optimalen Service zu bieten.
Wie reagieren die Kunden in Frankreich auf PRO TRACE?
Severine: Unsere Kunden schätzen dieses Tool, mit dem sie Produktinformationen in Echtzeit abrufen können. Besonders gut gefallen ihnen die eingebetteten Karten, die die Herkunft und den Herstellungsprozess des Produkts veranschaulichen. Vor allem, weil es nicht praktikabel ist, alle Produktdetails auf die Verpackung zu drucken, kann PRO TRACE als digitale Informationsplattform dienen. Unsere Kunden aus dem Gastgewerbe können diese Informationen dann auch an ihre Kunden weitergeben, um sowohl die Transparenz als auch das Vertrauen in die Herkunft der Lebensmittel und die Produktqualität zu erhöhen.
Wie sieht das Thema Rückverfolgbarkeit in der Zukunft aus? Was können wir in den kommenden Jahren erwarten?
Britta: Das Bewusstsein der Verbraucher für die Rückverfolgbarkeit und die Forderung nach Transparenz in der Lieferkette von Lebensmitteln nimmt eindeutig zu. Außerdem wird der Schutz von Lebensmittelressourcen durch Rückverfolgbarkeit zunehmend von der EU-Gesetzgebung aufgegriffen. So wird beispielsweise erwartet, dass die digitale Rückverfolgbarkeit von Fisch in den nächsten Monaten verpflichtend wird und nach einer Übergangsfrist in der EU vollständig umgesetzt werden muss.
Darüber hinaus wird die bevorstehende EU-Verordnung zur Entwaldung auch Vorschriften für Soja, Palmöl, Rindfleisch, Kaffee, Kakao, Holz und Kautschuk enthalten. Vor diesem Hintergrund stellt die digitale Rückverfolgbarkeit eine gute und praktikable Lösung dar, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Voraussetzung dafür ist die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten innerhalb der Lieferkette.
Severine: In Frankreich haben wir neben den gesetzlich vorgeschriebenen Informationen auch zusätzliche Produktinformationen wie Nutri-Score und Eco-Score eingeführt. Alle Informationen müssen zusammengeführt werden, um die Transparenz zu erhöhen, aber auch um die Kommunikation mit den Kunden in dieser Hinsicht zu vereinfachen. Ein digitales Tool wie PRO TRACE ist eine starke Lösung und die Antwort auf diese neuen Kundenbedürfnisse.
Insights “PRO TRACE”
PRO TRACE ist eine innovative digitale Rückverfolgbarkeitslösung, die von METRO entwickelt wurde und derzeit in Deutschland, Frankreich und Österreich für Fleisch-, Fisch- und Meeresfrüchtesortimente sowie für Obst und Gemüse (nur in Frankreich) eingesetzt wird. METRO reagiert damit auf das wachsende Bedürfnis der Kunden sowohl mehr Transparenz in der Lieferkette zu schaffen als auch Hintergrundwissen über die Herkunft der Produkte bereitzustellen. Aufgrund einer EU-Verordnung sind bereits losbezogene Produktdaten für Fisch vorgeschrieben. Mit PRO TRACE geht METRO noch einen Schritt weiter und stellt seinen Kundinnen und Kunden transparente Daten sowie weiterführende Informationen zum einzelnen Produkt zur Verfügung, damit sie fundierte Kaufentscheidungen treffen können.
PRO TRACE ist ein cloudbasiertes Datensystem, das die Standards von GS1 für die Eingabe und Übertragung von Daten sowie die Kennzeichnung von Produkten mit GS1 Barcodes übernimmt. PRO TRACE-Daten werden von Herstellern und Lieferanten in die METRO Datenbank namens PIER (PRO TRACE Inhouse Event Repository) oder alternativ fTRACE hochgeladen. Um die Übertragung von Datenmengen zu erleichtern, werden den Lieferanten unterschiedliche Upload-Optionen zur Verfügung gestellt. Die Lieferanten sind für die Richtigkeit und das Hochladen der Daten verantwortlich, bevor die jeweilige Sendung bei METRO eintrifft. Die von ihnen einmal eingegebenen Daten werden in der Datenbank fixiert und können nicht mehr geändert werden, um ihre Integrität und Authentizität zu gewährleisten.
Vorteil für die Kunden: Auf der Verpackung von PRO TRACE-Produkten befindet sich ein QR-Code, der entweder mit der Kamera eines Mobilgeräts (in Frankreich) oder mit der kostenlosen PRO TRACE-App (in Deutschland und Österreich) gescannt werden kann. So können Kunden jederzeit auf die jeweiligen Produktdetails zugreifen, einschließlich der Herkunft oder des Fanggebiets, der Aufzuchtprozesse, des Produktions und Verpackungsdatums, der Lagerbedingungen und sogar des Profils des Herstellers. Alle Daten sind in der METRO Datenbank hinterlegt.
Für Gastronomen bietet PRO TRACE die Möglichkeit, ihren Gästen alle Informationen über die Zutaten und Speisen zur Verfügung zu stellen, um so die Transparenz zu erhöhen und das Vertrauen zu stärken. Darüber hinaus bietet PRO TRACE das Potenzial, auch in anderen Lebensmittelkategorien und in weiteren Ländern eingeführt zu werden, um die Einhaltung der Rückverfolgbarkeitsvorschriften auf EU- und lokaler Ebene sicherzustellen.
Zahlen und Fakten
In welchem Umfang wird PRO TRACE im Frischebereich bei METRO eingesetzt? Welche Vorteile hat das System für Kunden in Deutschland? Inwiefern kann digitale Rückverfolgbarkeit die Nachhaltigkeit von Lieferketten verbessern? Erfahren Sie dazu mehr in unseren Infografiken.
PRO TRACE Sortimente
Derzeit gibt es in Deutschland, Frankreich und Österreich etwa 5.500 PRO TRACE-Produkte, fast die Hälfte davon entfällt auf Fisch und Meeresfrüchte. Insgesamt arbeiten ca. 250 Produzenten und Lieferanten mit dem PRO TRACE-System.
PRO TRACE Produkte bei METRO Deutschland
Bei METRO Deutschland werden jeden Monat etwa 1 Million Einkäufe erfasst, die PRO TRACE-Produkte enthalten – mit durchschnittlich 4 Artikeln pro Rechnung. PRO TRACE-Codes werden im Schnitt 35.000 mal pro Monat von den Kunden bei METRO Deutschland gescannt.
Digitale Rückverfolgbarkeit für Nachhaltige Lieferketten
Die digitale Rückverfolgbarkeit bietet ein großes Potenzial, um die Transparenz und Nachhaltigkeit in der Lieferkette zu erhöhen, z.B. um sicherzustellen, dass die Beschaffung im Einklang mit den geltenden Vorschriften zur Vermeidung von Abholzung erfolgt.